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Federführend: Kreative Starthilfe für deine Texte und Ideen

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, hat einst Hermann Hesse gesagt. Allerdings scheint dieser Zauber ab und an ein Fluch zu sein. Dann, wenn man vor einem weißen Blatt sitzt und muss oder möchte, aber nicht kann. Das heißt dann Schreibblockade, Schweinehund, Brett vorm Kopf oder schlichtweg: „Aaach ich bin einfach nicht kreativ“. Nervt, ich weiß. Geht aber zum Glück auch anders!

Deshalb widme ich diesen ersten Beitrag, dem ins Tun kommen. Wenn du also wissen willst, warum der innere Kritiker draußen bleiben muss und wie du deine Muse bezirzen kannst, bist du hier richtig.

Die folgenden Ansätze sind nur einige von vielen. Sie können dir Starthilfe geben, egal ob es darum geht, beruflich zu texten, endlich dein Buch in Angriff zu nehmen oder dir Dinge von der Seele zu schreiben. Nimm, was für dich passt, es geht in erster Linie darum, überhaupt anzufangen.

typische Textermontur

Die wichtigste Regel im Schreib-Club: Löse dich von der irren Vorstellung, dass es gleich perfekt klingen muss. Das ist Bullshit. Wirklich gute Texte haben nämlich eines gemeinsam, sie wurden zigmal überarbeitet. Und wenn wir schon dabei sind, lass auch deinen inneren Kritiker Leine ziehen. Selbstzensur an der falschen Stelle ist ein richtiger Bremsklotz; vor allem zu Beginn und beim Ideenspinnen. Später kann ein prüfender Blick auf den eigenen Text Gold wert sein, aber das kümmert uns jetzt noch nicht. Zunächst darfst du ihn ignorieren; sollte er sich doch melden, lenk dich kurz ab.

Und nein, Social Media ist keine kurze Ablenkung, sondern Klebstoff, aber das weißt du ja.

Die Zensur zensieren: Der Kritische muss ins Eckige

Ein Trick, den inneren Zensor ins stumme Eck zu stellen, ist es, eine lange Liste zu schreiben. Die lieben wir Menschen – er nicht. Gefragt ist eine Liste mit 100 Themen, über die du schreiben könntest. Kleine Details oder große Themen – von rohen Erbsen bis zum Leben nach dem Tod ist alles erlaubt. Du musst das auch nicht zu verbissen angehen, dein privater Nörgler wird schon vor Nummer 100 einfach das Handtuch werfen.

Eine andere und ziemlich spannende Liste: deine No-Gos. Themen, über die du absolut nicht schreiben willst, warum auch immer. Die darf auch wesentlich kürzer sein. Von mir aus sogar superkurz. Dennoch wirst du darin mit hoher Wahrscheinlichkeit ein drängendes biografisches Thema entdecken, das sich durchaus gut zum Schreiben eignet.

Keine Frage des Timings: Der richtige Zeitpunkt ist immer jetzt.

Wer wartet, bis ihn die Muse küsst, wird als Jungfer sterben. Dennoch gibt es ein paar Vorbereitungen, die deine Flirtchancen mit ihr erhöhen:

  • Die Einladung: Gib dir selbst eine schriftliche Erlaubnis zum Schreiben – kein Scherz. Achte dabei auf das Wording! Besser: sich Zeit geben, anstatt sich Zeit nehmen.
  • Das Setting: Schaffe dir Zeit und Raum für regelmäßiges Schreiben. Der Mensch mag Rituale und hält sich an Termine; so fällt es dir leichter, am Ball zu bleiben.
  • Dein Gegenüber: Es wird ein längeres Projekt oder du willst deine Fähigkeiten verbessern? Suche dir eine Schreibgruppe oder einen Buddy, mit dem du dich austauschen kannst. Die gibts auch online!
  • Das Spielzeug: Du brauchst oft und schnell kreative Ideen? Lege dir eine sogenannte Swipe File zur Inspiration an. Viele Texter und Kreative haben eine Sammlung all ihrer Texte und Ideen griffbereit, um sich davon immer wieder auf neue Ideen bringen zu lassen. Was hat dich beeindruckt, was gefällt dir richtig gut? Slogans, Sprüche, Konzepte – sammle, was dir genial erscheint. Gerne auch von der Konkurrenz, von Vorbildern, aus bekannten Werken oder der Popkultur. Aber Achtung: Inspiration holen ist super, dreistes kopieren ist ein absolutes No-Go!
  • Die Stimmung: Und wer auf besonders kreative Eingebungen hofft, der sollte ein bisschen gegen seine innere Uhr arbeiten, denn Müdigkeit erhöht die Kreativität.

es gibt kein Falsch: Frei von der Seele weg

Nachdem wir uns zumindest geistig darauf vorbereitet haben, kann es auch schon losgehen. Beim Freewriting geht es darum, in einer bestimmten Zeitspanne (zwischen 2-10 Minuten) irgendetwas zu schreiben. Ja, wirklich irgendetwas! Was sich vor deinem Fenster abspielt oder dir gerade im Kopf umschwirrt. Rechtschreibung und Grammatik sind dabei egal, die Hauptsache ist, dass du nicht aufhörst zu schreiben. Zur Not auch, dass dir nichts einfällt, was du schreiben sollst.

Wenn die Zeit um ist, dann lies dir alles durch und unterstreiche ein paar Wörter, die dich anspringen und schreib dazu noch einmal 2–3 Sätze. Daraus könnte sich bereits eine Idee oder Material für eine Geschichte ergeben.

Die praktische Deadline: Wir haben doch keine Zeit!!!

Ok, sich ein zeitliches Limit zu setzen, klingt im ersten Moment nach Druck, bewirkt aber genau das Gegenteil. Denn du gibst dir (z. B. nach 25 Minuten) selbst die Möglichkeit, ohne schlechtes Gewissen auszusteigen. Die Aufgabe wirkt dadurch gut schaffbar und falls du das Gefühl hast, dich beim Schreiben verlaufen zu haben, kannst du hier einfach aufhören.

Du könntest stundenlang schreiben? Dann nur zu, aber hör auf, wenn es am schönsten ist! Oder kurz danach. Das hilft dir, dein Feuer am Lodern zu halten und du weißt am nächsten Tag genau, was oder wo du weiterschreiben möchtest. Dein privater Cliffhanger sozusagen.

So und jetzt ein paar amüsante Kickstarter:

  • Such dir ein Zitat heraus, dass dich anspricht oder dir völlig absurd erscheint und schreibe deine Gedanken dazu auf. Lustiger wird´s, wenn du Zitat oder Sprichwörter veränderst: „Hör nicht auf zu träumen. Schlaf weiter!“
  • Schreibe eine Fortsetzung für ein Happy End. Egal ob Märchen oder Lieblingsfilm, was geschah danach? Du kannst auch ein Detail ändern, was würde das mit der Geschichte machen?
  • Wenn wir schon bei Filmen sind: Beschreibe deine Lieblingsfilme möglichst kurz und LANGWEILIG!  Bsp.: Ein Neffe bringt mit seinen Freunden ein Erbstück zurück zum Hersteller.
  • Beschreibe einen bestimmten Augenblick oder dein Produkt mit allen deinen Sinnen. Das muss nichts Aufregendes sein: ein Spaziergang im Wald oder der Sprung ins Wasser. Was hast du dabei gehört, gefühlt, gesehen? Beschreibe es möglichst plastisch, damit andere glauben, dabei gewesen zu sein.
  • Ändere den Kontext. Nimm ein Produkt oder ein Thema und gib ihm einen möglichst schwachsinnigen Rahmen. Wie würde zum Beispiel eine Werbung für ein Trampolin auf dem Mond aussehen? Oder schreibe eine negative Anzeige für ein bzw. dein eigenes Produkt. Das macht Spaß und kann dir sogar ganz neue Erkenntnisse bringen. Das schlechteste Bügeleisen der Welt kann immer noch eine großartige Buchstütze sein!
  • Ich habe Reizwortgeschichten als Schüler geliebt. Genug Input, um gleich mit einer Geschichte zu starten und gleichzeitig Raum, um sie völlig frei zu gestalten. Suche dir 3 oder 4 Hauptwörter zufällig aus einem Wörterbuch/Zeitung/TV usw. und bastle eine Geschichte. Wer noch kreativer sein will, der kann sich Listen mit Personen, Berufen, Gegenständen, Orten etc. erstellen und davon per Zufall auswählen.
  • Es soll nicht ganz so reizend sein? Such dir irgendeinen Satzanfang aus einem Buch, vollende ihn und starte so in deinen Text.

Du willst es doch auch: Vorteile des Schreibens

Das klingt alles nett, es würde auch schon bisschen in den Fingern jucken, aber du hast gerade Wichtigeres zu tun? Dann lass mich hier ein bisschen deine Motivation anheizen:

Schreiben bringt eine bloße Idee in die Materie. Wer ein Vorhaben oder eine Idee schon lange im Kopf wälzt, der tut gut daran, sie einmal zu Papier zu bringen. Oft reicht dieser Impuls schon, um innen und außen etwas in Gang zu setzen. So bekommst du auch gleich ein Gefühl dafür, ob sie funktionieren würde. Damit sparst du sogar noch Zeit.

Freies Schreiben fördert eine entspannte Konzentration und unbewusste Assoziationen. So ergeben sich Lösungen, an die du sonst nie gedacht hättest. Du nimmst bewusst wahr, was um dich herum geschieht und was es mit dir macht. So lernst du auch deine Empfindungen nach außen klar auszudrücken. Besonders Gedichte helfen, Emotionen für sich selbst auszudrücken und anderen zu vermitteln. Inspiration gibt´s hier: Salat – versierte Ungereimtheiten

Autobiografisches Schreiben hilft dir, deine Identität zu stärken und den roten Faden in deinem Leben zu finden. Mehr noch: Schreiben und Geschichten erzählen hält uns geistig fit, wir schöpfen Mut aus unseren Geschichten und können Anteile und Begabungen in uns beleben, die wir schon ewig verdursten lassen.

Beruflich nützt es dir, um dich mit dem Kern und der Seele deines Unternehmens oder Produktes auseinanderzusetzen. Du kannst dein Warum klar definieren und daraus Wege finden, um deine Zielgruppe richtig abzuholen und dein Angebot zu verbessern.

unendliche Textweiten

Wenn dir dieser Prozess schwerfällt oder dir schlichtweg die Zeit fehlt: Hier ich! Ich kann das, ich mag das, ich mach das! Mein klarer Blick von außen hat schon so manchem Kunden geholfen ihr Business, ihr Produkt oder ihre Dienstleistung in ganz neuem Licht zu sehen. Das wundervolle Ergebnis: Sie sind selbst wieder vor Ideen übergesprudelt.

Und zum Schluss noch zwei kleine Gewohnheiten von mir:

  1. Mein schwarzes Notizbuch ist mein ständiger Begleiter, so kann ich Ideen einfangen, bevor ich mich darüber ärgere, dass sie weg sind. Gleichzeitig habe ich immer eine kleine Swipe File to go bei der Hand.
  2. Ich persönlich beginne jeden Text mit einer groben Struktur – HANDSCHRIFTLICH! Meine Kreativität fließt leichter, es geht schneller und ich bekomme ein Bauchgefühl, was daraus werden kann. Wenn das Skelett steht, kommt nach und nach alles andere hinzu; die ganze Substanz und die schöne Hülle. Darüber erzähle ich euch ein andermal gerne mehr …

… aber jetzt seid ihr am Zug!

PS: Ihr habt Fragen oder Anregungen zu bestimmten Themen rund ums Texten? Nur her damit! Oder darf ich euch bei einem Projekt behilflich sein? Dann hinterlasst mir einen Kommentar oder kontaktiert mich per Mail.

PPS: Wer hat eigentlich den langweiligen Film erkannt?

Credit: Cartoon astronaut vector created by catalyststuff – www.freepik.com

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